Ein leises Knacken eines Astes beim Angehen zum Hochsitz reicht oft schon, um Wild in der Nähe zu vergrämen. Deshalb solltest Du Pirschwege regelmäßig und nicht nur vor Beginn der Jagdzeit frei fegen, um möglichst lautlos zum Sitz zu gelangen.
Welche Tipps und Tricks es beim Anlegen von Pirschpfaden noch gibt, erfährst Du in diesem Artikel und in unserem Video.
Ansitzjagd richtig vorbereiten
Auch die Ansitzjagd sollte richtig vorbereitet sein. Dazu gehört nicht nur angepasste Kleidung und Deine persönliche Jagdausrüstung, sondern auch sichere Hochsitze, die möglichst lautlos über einen Pirschpfad zu erreichen sind.
Vor dem Anlegen des Pirschpfades
Bevor Du damit anfängst einen neuen Pirschpfad anzulegen, solltest Du Dir genau überlegen, aus welcher Richtung Du den Hochsitz am besten angehen kannst. Wichtig ist, dass Du möglichst störungsfrei – also ohne Wild in der Umgebung aufzuschrecken – zum Ansitz gelangst. Der kürzeste Weg ist dabei nicht immer der beste.
Hauptwindrichtung beachten
Schaue Dir am besten an, wo der Sitz steht. Welches ist die Hauptwindrichtung? Wo erwartest Du das Wild? In der Regel haben wir in den meisten Regionen Deutschlands am häufigsten West- oder Südwestwind. Der Wind kann jedoch immer je nach Gelände, Temperatur, Höhenlage und Tageszeit variieren.
Wenn Du auf dem Sitz bist, sollte Dir der Wind immer von der Fläche entgegenwehen, auf der Du das Wild erwartest. Insbesondere beim Ansitz auf Rot-, Dam- und Schwarzwild spielt der Wind eine wichtige Rolle. Wenn Du ständig im falschen Wind sitzt, wirst Du einerseits diese Wildarten nicht in Anblick bekommen und andererseits wird gerade das Rot- und Damwild schon nach kurzer Zeit nicht mehr auf diesen Flächen erscheinen, da diese Wildarten besonders schnell auf häufige Störungen reagieren.
Über den Pirschweg unbemerkt zum Sitz gelangen
Auch der Pirschweg sollte so angelegt sein, dass Du vom Wild unbemerkt zum Sitz gelangen kannst. Steht z. B. ein Stück Rehwild in der Nähe und bemerkt, wie Du zum Sitz pirschst, wird es die Störung durch lautes Schrecken quittieren. Oft schrecken dann auch weitere Stücke und es dürfte schwierig werden, zumindest in kurzer Zeit noch Anblick zu haben.
Also überlege gut, wo Du Dein Auto abstellen wirst und wie Du von dort zum Pirschpfad gelangen kannst. Auf Forstwegen kannst Du Dich meist lautlos bewegen. Auf Kies oder auf einem steinigen Weg ist das schon schwieriger. Deshalb: Wenn Du vom Auto über den Wald- oder Feldweg laufen musst, schaue, ob Du vielleicht in der Mitte des Wegs oder am Rand möglichst lautlos laufen kannst. Natürlich ist es auch sinnvoll, hier Äste usw. zu entfernen.
Anfang des Pirschweges „verstecken“
Der Pirschweg sollte nie direkt am Hauptweg beginnen, sondern am besten immer hinter einem Baum oder nach der ersten Ecke. Sonst ist Dein Pirschweg vom Hauptweg aus zu sehen und es wird einige neugierige Waldbesucher geben, die schauen wollen, wohin dieser Weg führt. Entferne deshalb auf den ersten Metern nur Äste auf dem Boden, lasse aber die Blätter am Boden liegen.
Der Pirschweg sollte außerdem nie ganz gerade, sondern auch mit Kurven verlaufen, damit dieser nicht schon vom Weitem aus als Weg erkennbar ist. Außerdem sollte der Weg nach Möglichkeit immer auch an dicken Bäumen vorbeiführen, damit Du dort kurz in Deckung stehenbleiben und die Umgebung oder auch die Flächen vor Dir mit dem Fernglas genau abglasen kannst. Bleibe beim Pirschen immer mal wieder stehen, höre und schaue genau, ob sich Wild in der Nähe befindet.
Auch auf Äste achten, die in den Pirschweg hinein hängen
Denke beim Fegen des Pirschweges auch dran, dass Du beim Angehen ein Gewehr und vielleicht noch einen Rucksack trägst und dann Du beim Angehen nirgendwo hängen bleibst. Auch das verursacht Geräusche. Außerdem ist es gerade bei Nässe unangenehm, wenn Du ständig an Ästen hängen bleibst oder evtl. sogar Regenwasser oder Fichtennadeln in den Gewehrlauf gelangen können. Du solltest deshalb den Lauf generell immer mit einem speziellen Laufstopfen vor Verunreinigungen schützen. Informiere Dich im Fachhandel, welche Laufstopfen – auch GunPlugs genannt – Du am besten verwenden kannst. Der Handel bietet spezielle Laufstopfen an, die Du auch vor dem Schuss nicht entfernen musst.
Aber zurück zum Pirschpfad…
Nehme Dir am besten einen Laubrechen und eine Astschere mit, wenn Du mit dem Anlegen des Pirschpfades beginnst. Für längere Wege kannst Du auch einen Laubbläser benutzen. Benzingetriebene Geräte sind allerdings ziemlich laut, deshalb solltest Du diese im Wald nur sparsam und nach Abstimmung mit Deiner Jagdpächterin oder Deinem Jagdpächter einsetzen.
Stolperfallen vermeiden
Achte auch darauf, dass auf Deinem Pirschweg möglichst keine tiefen Löcher oder auch andere Stolperfallen, wie Wurzeln, o. Ä. lauern. Fege dann den Weg so weit frei, dass Du möglichst bequem drauf gehen kannst. Es muss jedoch nicht gleich eine mehrspurige Autobahn sein. 70-90 cm genügen. Entferne zuerst grobe Äste mit der Hand, dann fegst Du das Laub zur Seite. Denke dabei auch an den Wind, fege das Laub immer in die Richtung, wo es der Wind auch hintragen würde. Fegst Du es in die andere Richtung, wird der Wind das Laub schon bald wieder auf Deinem Pirschweg verteilt haben.
Der Weg muss so sauber sein, dass Du ihn möglichst auch früh morgens im Dunkeln oder auch beim Abbaumen am späten Abend noch ohne Taschenlampe begehen kannst. Falls in Eurem Revier Jagdgäste unterwegs sind, bietet sich auch an den Weg zu markieren. Stimme das am besten mit Deiner Jagdpächterin oder Deinem Jagdpächter ab. Die Markierung kann einerseits mit speziellem Forstmarkierungsband oder auch mit Sprühfarbe erfolgen. Forstfarbe sollte allerdings ebenfalls sparsam eingesetzt werden und Deine Markierungen sollten sich deutlich von den Forstmarkierungen unterscheiden. Frage am besten nach, wenn Du Dir unsicher bist. Außerdem sollten die Markierungen natürlich sehr sparsam eingesetzt werden, damit der Weg nicht von Spaziergängern entdeckt wird.
Ziel: Wild so wenig wie möglich stören
Du wirst sehen, ein ordentlich gepflegter Pirschweg verhilft Dir nicht nur zu mehr Anblick und Waidmannsheil, sondern Du trägst auch dazu bei, das Wild so wenig wie möglich zu stören.
Ein Pirschweg muss nicht unbedingt zu einem Hochsitz führen. Du kannst z. B. auch einen Weg anlegen, der Dich über den Wald an bestimmte Stellen im Feld gelangen lässt, um z. B. später mal Sauen anzupirschen. Das Pirschen ist allerdings eine hohe Kunst, da solltest Du Dich bei erfahrenen Jägerinnen und Jägern schlau machen oder diese am besten bei der Pirsch begleiten. Du wirst dabei viel lernen!
Auch Wild nimmt den Pirschpfad gerne an
Denke auch immer daran, dass auch das Wild gerne Pirschwege annimmt. Beobachte mal nach einem Regen, ob Du Fährten auf dem Weg erkennen kannst.
Deshalb ist besonders wichtig: Die Wechsel des Wildes sollten ebenfalls immer frei sein. Liegen dort z. B. Bäume quer, ändert sich ggf. auch der Wechsel. Es kann sich also lohnen auch die Wechsel des Wildes immer im Auge zu behalten. Es wäre absolut kontraproduktiv, wenn das Wild Deinen Pirschweg annimmt und dann irgendwann hinter oder unter Deinem Sitz steht.
Praxis-Tipp: Lautlos pirschen
Noch ein Tipp: Probiere mal, wie Du mit Deinen Jagdstiefeln möglichst lautlos auftreten kannst. Das typische „auf den Zehenspitzen gehen“ funktioniert bei der Jagd nicht. Ich habe die besten Erfahrungen damit gemacht nur mit den Seiten der Schuhsohle aufzutreten, also möglichst wenig Fläche der Schuhsohle auf den Boden zu bringen. Jagdstiefel aus Leder sollten außerdem immer gut gepflegt sein. Glattleder am besten auch gefettet oder gewachst. Sonst quietschen die Stiefel beim Pirschen. Erkundige Dich am besten beim Hersteller, welche Pflegemittel für Deine Schuhe empfohlen werden.
Lass‘ Dir Zeit, wenn Du zum Hochsitz gehst. Durch schnelles und hektisches Gehen verursachst Du mehr Geräusche. Es kommt nicht darauf an, schnell auf dem Sitz zu sein, sondern dass Du unbemerkt dort ankommst.
Hintergrundgeräusche nutzen, um lautlos voran zu kommen
Gibt es andere Geräusche, wie z. B. Flugzeuge oder fahren an der Straße immer wieder Autos vorbei? Dann nutze diese Geräuschkulisse und bewege Dich vorwärts, wenn gerade ein Auto vorbeifährt. Dies gilt insbesondere auch schon für das Laufen auf dem Hauptweg!
Rehwild schreckt? Wie Du den Ansitz (oft) noch retten kannst:
Falls es trotz aller Vorsicht doch einmal passiert und ein Stück Rehwild aufgeregt anfängt zu schrecken: Bleibe am besten auf dem Hauptweg, fange sofort an in normaler Lautstärke zu sprechen. Gehe auch jetzt nicht mehr vorsichtig, sondern ganz normal wie ein Spaziergänger, der sich mit einem anderen unterhält. Laufe einfach weiter, bleibe nicht stehen und schaue dem Wild nach. Das Wild wird Dich dann für einen Wanderer oder Jogger halten und sieht keine Gefahr in Dir mehr.
Sobald sich die Situation beruhigt hat – in der Regel nach 15-30 Minuten – kannst Du zum Sitz zurückkehren.
Nun wünsche ich Dir viel Erfolg und ein kräftiges Waidmannsheil!
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Hast Du Fragen oder bereits eigene Erfahrungen beim Anlegen von Pirschpfaden? Dann schreibe mir unten in die Kommentare!