Wildunfälle in der dunklen Jahreszeit und im Frühjahr
Besonders in der dunklen Jahreszeit und im Frühjahr, wenn das frische Grün sprießt, steigt das Wildunfallrisiko. Doch jeder von uns kann aktiv dazu beitragen, die Anzahl von Wildunfällen zu reduzieren. Wie Du Dich als Jungjägerin oder Jungjäger engagieren kannst, um die Anzahl an Wildunfällen in Deiner Region zu reduzieren oder welche Revier- und Jagdmöglichkeiten sich dadurch ergeben können, erfährst Du in diesem Artikel und im Filmbeitrag „Wildunfälle – Was können Jäger tun?“ auf Youtube.
Wildunfallrisiko steigt im Herbst
In der dunklen Jahreszeit kommen viele Faktoren zusammen, die das Wildunfall-Risiko erhöhen. Doch woran liegt das?
Meist merken wir es im September. Die Tage werden auf einmal drastisch kürzer, es wird morgens später hell und am Abend früher dunkel. Viele von uns fahren morgens in der Dunkelheit zur Arbeit.
Besonders nach der Umstellung auf die Winterzeit Ende Oktober ergibt sich ein plötzlicher Zeitumschwung. War es am Vortag nach der Sommerzeit morgens um 7.00 Uhr noch stockfinster, ist es nach der Zeitumstellung bereits dämmrig oder je nach geografischer Lage schon fast hell.
In dieser Zeit wechselt das Wild häufig zwischen Feld- und Waldflächen, weil es von der Nahrungssuche in die Tageseinstände zurückkehrt.
Zeitumstellung erhöht Risiko für Wildunfälle
Nun fällt die Hauptverkehrszeit genau in die Zeit des Wildwechsels. So entstehen nach einer aktuellen Auswertung des Deutschen Jagdverbandes besonders zwischen 6.00 Uhr und 8.00 Uhr morgens die meisten Wildunfälle. Wissenschaftler haben dazu über 21.600 Datensätze des Tierfundkatasters aus dem Zeitraum September 2018 bis August 2020 ausgewertet.
Aktiv in der Wildunfall-Prävention
Doch was können wir als Jäger tun, um einerseits die Gesundheit der Verkehrsteilnehmer zu schützen und andererseits Leid und Schmerz für Wildtiere zu vermeiden?
Der wichtigste Ansatzpunkt liegt meiner Meinung nach bei den Verkehrsteilnehmern. Vielen ist gar nicht bewusst, warum Wildtiere überhaupt über die Straße wechseln und warum diese Gefahr in der dunklen Jahreszeit besonders hoch ist. Sprechen wir also mit so vielen Menschen wie möglich, zuhause in der Familie, auf dem Arbeitsplatz, mit Freunden und Bekannten und geben möglichst konkrete Hinweise, wie jeder einzelne die Gefahr eines Wildunfalls reduzieren kann.
Wildunfallrisiko reduzieren: Geschwindigkeit runter
Ein wichtiges Argument ist der Bremsweg: Denn wer 80 statt Tempo 100 fährt, reduziert den Bremsweg bereits um 25 Meter. Außerdem sollten Verkehrsteilnehmer insbesondere auf Überlandstrecken oder zwischen Wald- und Feldkanten besonders vorsichtig fahren, immer den Straßenrand im Auge behalten und bremsbereit sein. Bei nassen Straßen und schlechter Sicht sollte die Geschwindigkeit noch weiter reduziert werden. Übrigens ist das Thema „Wildunfälle“ auch sehr gut geeignet um mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen – auch über die Jagd an sich.
Ratgeberfilm „Wildunfälle vermeiden“
Ich zeige Euch unten den Ratgeberfilm „Wildunfälle vermeiden“, den Thorsten Mohr vom Social-Media-Team des Polizeipräsidiums Mittelhessen und ich in einem Gemeinschaftsprojekt der Polizei Mittelhessen, des ADAC Hessen-Thüringen, des Jagdvereins Hubertus Gießen und Umgebung und dem LJV Hessen produziert haben.
Unten findest Du einen Link, damit Du den Film einfach herunterladen kannst. Du kannst ihn gerne per Social-Media oder auch über Messenger an Deine Bekannten weiterleiten. Außerdem findest Du unten noch die PDF-Datei eines Flyers fürs Handschuhfach. Den können sich Deine Freunde und Bekannte einfach ausdrucken und ins Auto legen – so wissen Sie immer was zu tun ist, auch wenn es bereits gekracht hat.
Familie, Freunde und Bekannte informieren
Informiere so viele Leute wie möglich über das Thema „Wildunfälle“ und nutze jede Gelegenheit und insbesondere Orte, wo Autofahrerinnen und Autofahrer gewöhnlich unterwegs sind. Fragt bei Eurer Tankstelle, in der Autowerkstatt, beim Imbiss, ob Ihr dort Flyer auslegen könnt. Selbstverständlich kannst Du auch eigene Flyer erstellen und dort verteilen oder auf Material des DJV zurückgreifen. Gemeinsam mit Deinem Jagdverein, der Kreisjägerschaft oder Deiner Hegegemeinschaft kannst Du diese Aktion auch in größerem Rahmen aufziehen.
Bei der Polizei um Unterstützung bitten
Frage bei der örtlichen Polizeistation nach möglichen Unfall-Hot-Spots und erkundige Dich vielleicht über den Jagdverein bei der Straßenverkehrsbehörde nach zusätzlichen Warnschildern für diese Unfallschwerpunkte. In Hessen haben wir ein gutes Beispiel gesehen: Dort wurden an einer Hot-Spot-Strecke Blinkleuchten einer Baustelle auf dem Verkehrsschild „Achtung Wildwechsel“ angebracht. Solche Aktionen müssen jedoch immer mit den Straßenverkehrsbehörden und der Polizei abgestimmt werden.
Wildwarnreflektoren – Pilotprojekte laufen
Viele von Euch kennen sicher auch die blauen Wildwarnreflektoren, die in vielen Gebieten an den Leitpfosten angebracht sind. Die Entwicklung schreitet auch in diesem Bereich stetig voran. Es gibt mittlerweile Geräte, die zusätzlich einen akustischen Warnton aussenden, sobald ein Auto in der Nähe des Reflektors erkannt wird – so wird das Wild zusätzlich vor der Gefahr auf der Straße gewarnt. Vernetzte Geräte senden den Warnton dann auch über längere Strecken an weitere Melder.
Ein anderes System setzt auf Bewegungsmelder und erkennt die Wildbewegung am Straßenrand – dann blinkt eine Leuchte am Reflektor, um Autofahrer zu warnen. Es laufen derzeit verschiedene Tests – man darf also gespannt sein. Zu diesem Thema werde ich noch ein eigenes Video erstellen. Informiere Dich einfach, ob es in Deiner Region bereits ähnliche Testprojekte gibt und ob Du diese unterstützen kannst.
Maßnahmen immer mit der Polizei oder Straßenverkehrsbehörden abstimmen
Ganz wichtig: Auch diese Projekte müssen stets mit den Straßenverkehrsbehörden und der Polizei abgestimmt sein. Auf keinen Fall solltest Du eigene reflektierende Materialien wie z. B. Alu-Streifen oder auch CDs am Straßenrand aufhängen. Das ist verboten und kann jede Menge Probleme bereiten.
Chance für Jungjäger: Kümmere Dich um Wildunfälle im Revier!
Wenn es Dir möglich ist, kannst Du Deiner Revierpächterin oder Deinem Revierpächter anbieten, dass Du Dich um die Wildunfälle im Revier zu kümmerst. Das kann auch ein großer Vorteil für Dich sein, wenn Du noch eine Jagdgelegenheit suchst und Du diese Form der Unterstützung anbieten kannst.
Allerdings solltest Du Dich von erfahren Jagdpraktikern einweisen lassen, bevor Du allein zu Einsätzen fährst. Meist wird dann von den Pächtern Deine Handynummer bei der zuständigen Polizeistation hinterlegt und Du erhältst einen Anruf, wenn sich ein Wildunfall ereignet hat. Dies passiert allerdings häufig auch in der Nacht, also solltest Du auf jeden Fall erreichbar sein oder Dich mit anderen Mitjägern abstimmen, wenn Du beruflich unterwegs bist oder in Urlaub fährst.
Nach Wildunfall: Unfallstelle genau markieren
Ganz wichtig ist immer die Markierung der Unfallstelle. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass viele Autofahrerinnen und Autofahrer nach dem Schock des Zusammenstoßes die Unfallstelle nicht genau beschreiben können oder das z. B. völlig unklar ist, um welche Wildart es sich handelt und ob das Tier von links nach rechts oder umgekehrt über die Straße gewechselt ist.
In einem solchen Fall solltest Du rausfahren und am besten im Beisein der Fahrerin oder des Fahrers die mögliche Unfallstelle deutlich markieren. Dies geht mit einem langen Markierungsband am besten. Du kannst dazu auch mehrere Papiertaschentücher zusammenbinden und an einen Ast gut sichtbar an den Straßenrand binden oder dafür eine alte Tüte aus dem Auto verwenden. Ein Einmalhandschuh aus dem Verbandskasten über den Leitpfosten gestülpt hilft auch, den ungefähren Ort des Zusammenstoßes zu identifizieren.
Falls die Fahrerin oder der Fahrer nicht warten möchte, bitte darum, die Unfallstelle ähnlich gut sichtbar zu markieren. Sonstige Beschreibungen am Telefon führen sonst oft zu langen Suchen, wo sich der Unfall ereignet haben könnte.
Am wichtigsten: Eigensicherung am Unfallort
Denke jedoch immer zuerst an die Eigensicherung. Stelle das Auto mit Warnblinkleuchte so ab, dass es Dich bei der Suche nach der Unfallstelle etwas abschirmt, trage immer eine gut sichtbare Warnweste. Falls die Straße stark befahren ist oder es dunkel und nebelig ist oder Du Dich einfach nicht sicher fühlst, bittet die Polizei darum, die Unfallstelle mit einem Streifenwagen abzusichern.
Nach Aufnahme des Wildunfalls – Pächter/in und Nachsuchengespann informieren
Nach Abstimmung mit Deiner Revierpächterin oder Deinem Revierpächter solltest Du immer die Kontaktdaten von Nachsuchengespannen mit Dir führen, damit die Nachsuche so schnell wie möglich veranlasst werden kann. Schaue Dir den Unfallort genau an, wohin das Stück nach dem Zusammenstoß geflüchtet sein könnte. Folge aber auf keinen Fall einer möglichen Schweißfährte direkt nach dem Unfall und schon gar nicht in der Dunkelheit. Ein erfahrenes Nachsuchengespann wird die Suche am Tag mit einer ausreichend langen Wartezeit übernehmen. Insbesondere bei Schwarzwild können eigenständige Nachsuchen sehr gefährlich sein. Also warte bitte auf die Nachsuchenprofis. Falls Du das tote Tier von der Straße aus sehen kannst, kannst Du es selbstverständlich bergen. Du solltest jedoch immer Deine Jagdwaffe mit Dir führen, um einen Fangschuss antragen zu können, falls das Tier sich auf einmal doch noch bewegt. Insbesondere beim Schwarzwild ist hier größte Vorsicht geboten. Wenn Du Dir nicht sicher bist: Rufe andere Mitjäger oder die Pächter zur Hilfe.
Die Fahrerin oder der Fahrer des Unfallfahrzeugs benötigt in der Regel eine Unfallbescheinigung für die Kaskoversicherung. Stimme Dich bitte bereits im Vorfeld mit den Pächtern ab, welche Formulare dafür verwenden werden und was Du dabei beachten solltest.
Bitte Fragen und Erfahrungen mitteilen
Wenn Du noch Fragen zum Thema „Wildunfälle“ hast, schreibe mir gerne unten in die Kommentare oder berichte über Deine eigenen Erfahrungen.
Jetzt wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deinem Engagement rund um das Thema „Wildunfälle vermeiden“ sowie allseits einen guten Anblick und Waidmannsheil.
Ich freue mich, wenn Du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist. Denke daran den Youtube-Kanal „Jungjäger1x1“ zu abonnieren und die kleine Glocke zu aktivieren, damit Du immer sofort benachrichtigt wirst, sobald ein neues Video online ist.
Bis zum nächsten Mal, Euer Markus!
Vielleicht ist ein Beitrag in Sachen „Messer“ und hier vor allem „Abfangmesser“ hilfreich.